Paul Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis für James Poulet
14.03.2013
Für seine herausragenden Leistungen in der biomedizinischen Forschung hat der britische Neurowissenschaftler Dr. James Poulet vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch den Paul-Ehrlich- und Ludwig Darmstaedter-Nachwuchspreis erhalten. Der mit 60 000 Euro dotierte Preis wurde dem Forscher, der im Exzellenzcluster „NeuroCure“ an der Charité Berlin arbeitet, in der Frankfurter Paulskirche verliehen. Dr. Poulet hat laut Paul Ehrlich-Stiftung mit seinen Arbeiten das Verständnis, wie das Gehirn Verhalten beeinflußt, erweitert. Seine Arbeiten seien zudem von grundlegender Bedeutung für die Entwicklung künstlicher Gelenke und Prothesen.
Dr. Poulet erforscht, was im Gehirn geschieht, wenn es etwa Eindrücke des Tastsinnes wahrnimmt und wie diese Signale in Verhalten umgewandelt werden. „Zum Beispiel fühlen wir in der Tasche nach dem Haustürschlüssel, greifen ihn und öffnen die Tür“, erläutert er. Schwerpunkt seiner Arbeit sind die Nervenzellen (Neuronen) im Neokortex, der äußersten Struktur der stark gefalteten Großhirnrinde, Sitz der Sinneswahrnehmung und der motorischen Steuerung.
Das Gehirn ist ständig aktiv, Tag und Nacht. Veränderungen in seiner Aktivität bezeichnet die Forschung als Gehirnzustand oder „brain state“. Mit der Erfindung der Elektroenzephalographie (EEG) 1929 konnte der Neurologe Hans Berger erstmals zeigen, dass es im wachen Hirn des Menschen unterschiedliche Gehirnzustände gibt. Seither ist dieses Phänomen in verschiedenen Spezies, von der Maus bis zum Menschen, nachgewiesen worden.
Die Forschung geht davon aus, dass Veränderungen des Gehirnzustands für die normale Funktion des Gehirns und die Signalverarbeitung wichtig sind. „Doch bisher ist nur wenig darüber bekannt, welche neuronalen Mechanismen diese Veränderungen des Gehirnzustands hervorrufen und welche Auswirkungen sie auf die sensorische Verarbeitung und das Verhalten haben“, erläutert Dr. Poulet.
Um das herauszufinden, verbindet Dr. Poulet, wie der Stiftungsrat der Paul Ehrlich-Stiftung besonders hervorhebt, neue elektrophysiologische und optische Techniken mit Methoden der Verhaltensforschung. Zur Zeit untersucht der Neurowissenschaftler was in der Großhirnrinde geschieht, wenn eine Maus mit ihrer Vorderpfote ein Objekt ertastet und daraufhin mit der Pfote einen Knopf drückt. „Die Maus teilt uns auf diese Weise mit, dass sie etwas fühlt“, erklärt er.
Die Aktivität bestimmter Gehirnregionen während dieser Aufgabe ist vor allem von Interesse für die Entwicklung künstlicher Gelenke und Prothesen, aber auch für die Behandlung von Lähmungen. Dr. Poulet hofft, dass seine Forschung auch neue Wege für die Behandlung neurologischer Erkrankungen eröffnet.
Dr. Poulet wurde am 27. Oktober 1975 in London, Großbritannien, geboren. Er studierte an der Universität von Bristol Biologie, promovierte 2002 an der Universität Cambridge und war an dieser britischen Hochschule von 2003 bis 2005 Postdoktorand. Danach ging er als Postdoktorand an die École Polytechnique Fédérale de Lausanne, Schweiz. Seit 2009 ist Dr. Poulet Gruppenleiter am MDC und arbeitet im Exzellenzcluster „NeuroCure“ an der Charité Berlin. Vor allem die attraktiven Arbeitsbedingungen lockten Dr. Poulet 2009 nach Berlin. „Hier konnte ich ein Labor mit Spitzentechnik aufbauen und hatte exzellente Bewerber, die in meinem Labor arbeiten wollten. Das Arbeitsumfeld ist großartig, die Atmosphäre ist wissenschaftlich sehr anregend - es macht Spaß, hier zu arbeiten. Hinzu kommt, dass Berlin einfach eine sehr attraktive Stadt ist, in der ich mit meiner Familie gut leben kann.“