Zwei neue ERC Consolidator Grants für Charité-Forschende

18.03.2022

 

Pionierarbeiten in den Gebieten Neurowissenschaft und Endokrinologie

Forschung an wissenschaftlichen Grenzen und Auszeichnung für exzellente Arbeiten – 313 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 24 europäischen Ländern gehen als Gewinner des jüngsten Wettbewerbs um Consolidator Grants des Europäischen Forschungsrats (ERC) hervor, unter ihnen zwei Forschende der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Eines der neuen Vorhaben wird sich mit der Regulation des Körpergewichts und Krankheitsursachen im Umfeld des menschlichen Erbgutes beschäftigen. Ein weiteres möchte zum grundlegenden Verständnis von Mechanismen des Hörens beitragen. Beiden Projekten stehen jeweils knapp zwei Millionen Euro für eine Laufzeit von fünf Jahren zur Verfügung.

Consolidator Grants des Europäischen Forschungsrates – European Research Council (ERC) – sind dazu bestimmt, Forschungsteams zu festigen und Pionierforschung zu frei gewählten Themen mit Methoden der Wahl zu ermöglichen. Unterstützt werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich in der Mitte ihrer Laufbahn befinden und deren Arbeiten das Potenzial einer weitreichenden Wirkung besitzen. Dem Charité-Neurobiologen und NeuroCure PI Prof. Dr. Benjamin Judkewitz wie auch dem Endokrinologen Prof. Dr. Peter Kühnen ist es gelungen, das Auswahlgremium des ERC mit ihren Vorhaben zu überzeugen:

GlassBrain: Wie werden Klänge durch Körper und Gehirn verarbeitet?

Prof. Dr. Benjamin Judkewitz arbeitet an Methoden, die Einblicke in intakte Gewebe, beispielsweise Netzwerke von Nervenzellen, ermöglichen. Sein Ziel: Gehirne in Aktion beobachten und auf diese Weise zur Aufklärung zellulärer Interaktionen in neuronalen Netzwerken beitragen. Der Professor für Bioimaging und Neurophotonics konnte hierzu gemeinsam mit seinem Team ein Modell für die Neurowissenschaft identifizieren: den winzigen Fisch Danionella cerebrum.

 

Danionella cerebrum: 12 Millimeter klein und so transparent, dass durch das Gehirn hindurch selbst das dahinterliegende Auge sichtbar ist. © Charité | Judkewitz Lab

 

Er ist eines der kleinsten lebenden Wirbeltiere und über seine gesamte Lebensspanne hinweg fast vollkommen transparent. Obwohl Danionella das kleinste bekannte Wirbeltiergehirn hat, zeigt der Fisch eine Vielzahl komplexer Verhaltensweisen, einschließlich akustischer Kommunikation. Im Projekt GlassBrain wird sich die Gruppe um Prof. Judkewitz einer bislang ungelösten Frage stellen: Auf welche Weise können Fische eine Schallquelle lokalisieren? Die Arbeiten sollen erstmalig die gesamte Verarbeitungskette vom akustischen Reiz über die mechanische Übertragung im Körper bis hin zur hirnweiten neuronalen Aktivität auf Einzelzellebene aufzeigen. Die Forschenden werden Ansätze der Verhaltensbiologie, Biophysik und Physiologie kombinieren, um Theorien der Schalllokalisierung zu testen und zu erweitern. Die Untersuchungen sollen einen entscheidenden Beitrag zum Verständnis der Hörmechanismen bei Fischen und des evolutionären Ursprungs des Hörens bei Wirbeltieren leisten. Über diese Fragen hinaus eröffnet die Arbeit an Danionella eine ganze Reihe neuer Möglichkeiten, um das intakte Wirbeltiergehirn über die gesamte Lebensspanne hinweg optisch erforschen zu können – etwa durch funktionelle Bildgebung und gezielte Photostimulation. Die Arbeit könnte somit den Weg für ein breites Spektrum an systemischen Untersuchungen in den Neurowissenschaften und in der biomedizinischen Forschung ebnen.

 

ERC Consolidator Grant
Der ERC Consolidator Grant fördert exzellente Wissenschafter:innen, die in Europa als Forschungs- oder Projektleiter:innen (Principal Investigator) bahnbrechende Forschung betreiben wollen, bei der Konsolidierung ihrer eigenen, unabhängigen Forschungsgruppe. Consolidator Grant-Ausschreibungen richten sich an Forscher:innen, deren Doktorat zwischen sieben und zwölf Jahren zurückliegt. Der Grant wird vom Europäischen Forschungsrat (ERC) im Rahmenprogramm Horizon Europe vergeben. Den Projekten stehen jeweils rund zwei Millionen Euro für eine Laufzeit von fünf Jahren zur Verfügung.

 

Kontakt:
Prof. Dr. Benjamin Judkewitz
Leiter der Arbeitsgruppe Bioimaging und Neurophotonics
Exzellenzcluster NeuroCure
Charité – Universitätsmedizin Berlin

Quelle: Pressemitteilung Charité-Universitätsmedizin Berlin 

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